Fragil IV/V – Wahn

Ich komme wieder zu mir – ein kurzer Moment der Stille, der inneren Ruhe – und im nächsten Atemzug übernimmt mein drogenverseuchter Körper erneut die Kontrolle. Was zu Beginn des Abends noch wie göttliche Thesen wirkte, die mir in klaren Gedanken zuflogen, verwandelt sich nun in einen Hurrikan aus wirren Gedankenfetzen. Eine Sturzflut aus Blut ergießt sich aus meiner Nase, und zittrig sitze ich in einem fremden Hinterhof, während die Welt um mich herum bebt.

Als Beobachter dieser erschreckenden Erfahrung wird mir plötzlich klar, dass ich den Halt verliere. Eine Überdosis? Mein Kopf sinkt immer tiefer in meine Arme, und der Größenwahn hat die Zügel übernommen. Das gesamte Wissen des Universums scheint sich hemmungslos über mich zu ergießen. Es zerreißt mich von innen, und ich sehne mich nach Ruhe. Ja, das ist es – ich werde verrückt. Vergeblich suche ich nach dem Notfallknopf und will schreien, doch mehr als gehetztes Atmen kommt nicht über meine Lippen.

Stumm bleibe ich im inneren Kampf, während ich das unregelmäßige Pochen meines Herzens spüre. Es schlägt bis zum Hals hinauf, begleitet von wirren Fragmenten, die wie kryptische Hieroglyphen auf mich einhämmern – ein Code, den ich nicht entschlüsseln kann. Es muss aufhören. Ich spüre, wie mein Körper immer tauber wird, als ob er von Ameisen befallen wäre, die mich mit abermillionen Gliedmaßen stechen. Um diesem Chaos zu entkommen, suche ich Zuflucht in meinem Inneren und stelle mich vor mein Herz: „Du hast schon so viel mit mir ausgehalten. Ich nehme es dir nicht übel, wenn du mich jetzt im Stich lässt. Aber ich verspreche dir eins: Wenn du mich hier rausholst, wird sich alles ändern.“ Doch selbst diese Gedanken verschwimmen, während ich tiefer in meine Abgründe sinke.

„Fragil IV/V – Wahn“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold