Der Söldner
(Gläserne Stimmen Teil 20)
Weit weg von zuhause, komme ich zu einem Hafen. Ohne an meine Familie zu denken, heuer ich hier an. Das Schiff soll mich weit wegbringen, von den Menschen, die gesagt haben, dass sie meine Eltern sind. Es ist ein unsagbarer Schmerz in mir, den ich hier in mir einsperre und der mich in ein anderes Land bringt. Ein Land, in dem man mir anbietet, ein Söldner zu sein. Ich nehme es an. In mir ist alles zerstört worden. Deshalb möchte ich jetzt alles zerstören. Und das tue ich, als der Söldner der ich bin. Ich nehme die Aufträge an, die man mir gibt. Als junger Mann schaffe ich mir in kürzester Zeit einen Namen. Einen Namen für meine Brutalität, die ich in mir trage und für alles was ich tue.
Unmengen an Wut, Hass und Verletzung sind in mir. Ich möchte, dass das auch die anderen Menschen spüren. Ich glaube, wenn ich anderen Menschen eine Verletzung zufüge, dann wird meine ein stückweit geringer. Deshalb nehme ich keine Rücksicht auf Menschen, auf Begebenheiten. Wenn mich jemand bezahlt, dann tue ich das, was es zu tun gibt. Ich hinterfrage es nicht und ich erfülle meinen Auftrag. Es ist so, dass ich die Gefühle der Liebe vollkommen versperre und die Gefühle des Hasses und der Wut vollkommen Lebe.
Ich ziehe in einen Krieg und sehr bald erhebe ich mich empor, heraus aus den einfachen Soldaten und Söldnern, hinein in eine Führungsposition. Alles, was ich aus dieser Position heraus tue, ist von meinem Hass geprägt. Und ich vernichte viel. Bei all dem, was ich vernichte ist es immer wieder ein Gefühl, dass es das braucht als Ausgleich, für das, was man mir angetan hat. Ich verdränge jeglichen Gedanken an die Liebe, die ich von meinen Eltern, meiner Frau und von meinem Sohn erfahren habe. In mir regiert die Verletzung, die Wut und der Hass.
Der Söldner
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Acrylfarbe, bömischer Granat