Wenn der Hass zuschlägt

Zwischen 15 und 25 Jahren hatte ich gefühlt unbändige Kräfte in mir. Die in Kombination mit Alkohol und Drogen, in exzessiven Wutausbrüchen eskalierten. Diese wutdurchtränkten Gefühle, die ich vielleicht schon immer in mir trug, kamen durch den hohen Alkoholkonsum ungebremst an die Oberfläche. In diesen Zuständen brauchte ich den Schmerz um mich zu spüren. Ich wollte sinnlos alles zerstören, was mir im Weg stand. Das Ergebnis waren unzählige Sachbeschädigungen. Daraus resultierend Schnittwunden, Knochenbrüche und Konflikte mit dem Gesetz.

Nun bin ich 44 Jahre alt, seit 15 Jahren nüchtern und von innen heraus weitestgehend stabil. Und trotzdem habe ich sie noch. Die Momente. Wenn mich etwas triggert und von einem auf den anderen Augenblick die Wut von unten nach oben brennt. Nur kann ich jetzt anders damit umgehen und lass mich nicht mehr blind in diese zerstörerischen Gefühle hineinfallen. Ich habe ein Bewusstsein entwickelt, was wie eine Notbremse wirkt. Die Energie wird kanalisiert und kann kontrolliert entweichen.

Wut ist eine Energie, die Berge versetzen kann. Sie zu unterdrücken, kann aus ihr einen Vulkan machen. Eine gute Art, dass Ventil bei Zeiten zu lösen ist das „Holzhacken“. Gehe dazu an einen Ort, an dem du schreien kannst, ohne dass sich jemand sorgen um dich macht. Knie dich nieder und lege ein paar weiche Gegenstände wie Kissen vor dir auf den Boden. Nun hebe deine Arme über den Kopf und greife mit den Fingern beider Hände ineinander. Wie zwei Zahnräder die fest ineinander greifen, bildet sich so eine starke Faust.

Jetzt darfst du deine Wut einladen und in sie hinein fühlen. Wenn sie da ist, schlage wie beim Holzhacken auf die weichen Gegenstände vor dir ein. Beim schlagen atme aus, mit einem losgelösten und wuterfüllten Schrei. Dann atme ein und hebe deine Arme wieder über den Kopf. Wiederhole das so lange du möchtest. Es ist eine sehr befreiende Erfahrung, die deiner Wut Raum geben kann, ohne das sie zerstörerisch wirkt. Viel Spaß beim Holzhacken!!

(In tiefem Mitgefühl zu meiner Mutter, die das damals alles miterlebt hat.)

Wenn der Hass zuschlägt
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm, Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift,
Acrylfarbe, Blattgold, Türkis Edelstein