Vom Wesen der Wut
In den Tiefen unserer selbst lodert eine Kraft,
aus der Wiege des Kosmos, wir nennen sie Wut.
Sie ist kein Fehler, keine Störung im Gefüge der Menschheit –
sie ist Ursprung, Bewegung, eine uralte Sprache des Lebens selbst.
Richten wir sie gegen uns, wird sie zur Klinge.
Sie schneidet von innen, frisst sich durch das Gewebe,
brennt in stiller Raserei, vergiftet den Gedanken, lähmt das Herz.
So wirkt sie zerstörerisch – nicht, weil sie es will,
sondern weil sie gebunden ist: ohne Richtung, ohne Raum.
Doch erlauben wir ihr, sich zu erheben,
nicht als Zorn, sondern als Ausdruck,
dann wird sie zur Flamme, die nicht verbrennt, sondern formt.
Sie strömt durch den Atem, durch Hände, durch Worte –
als Kraft, die verbindet, die Wahrheit spricht,
die erschafft, was vorher namenlos war.
Wut, frei fließend, dient der Erinnerung an unsere Tiefe,
an das Wilde, das Ungezügelte,
an das schöpferische Prinzip, das allem innewohnt.
Sie ist der Feuerdrache in uns –
den wir willkommen heißen,
um das Feuer der Schöpfung zu entfachen.

„Vom Wesen der Wut“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold