Vom Hass verzehrt
(Gläserne Stimmen Teil 21)
War ich zuvor die Liebe und das Vertrauen, so bin ich jetzt der Hass und die Wut. Meine Gabe ist es, bei jedem Menschen herauszufinden, was ihn sehr verletzt hat und das hole ich nach oben. Ich erinnere den Menschen daran und nähre es, damit er daraus handelt. Ich sammle eine Armee von Menschen um mich, die im Schmerz sind und für Geld andere töten, missbrauchen, Dörfer niederbrennen. Meine tiefe Verletzung und den Hass, sähe ich über das Land und das tue ich mit meiner ganzen Kraft.
Ich suche immer wieder den Tod, doch er hält mich am Leben. Ich kenne keine Gefahr und auch keinen Schmerz. Man bewundert mich dafür. Ich werde legendär. Der Mann mit der meisten Kraft. Aber eigentlich ist es nur Trauer und Zorn. In meinem Innersten habe ich längst erkannt, dass da Hass darin ist. Habe längst erkannt, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht habe. Und ja, da ist eine ganz tiefe Schuld, dass ich meine Frau und meinen Sohn verlassen habe. Aber ich bin nicht mutig genug wieder zurückzukehren. Ich habe nicht den Mut mich dem zu stellen, über viele Jahre. Immer wieder fordere ich den Tod heraus, der mir aber nicht begegnet.
Die Menschen sind erstaunt, dass es mich nicht trifft. Aber das Schicksal lässt mich am Leben. So handele ich viele Jahre aus diesem Schmerz heraus, bis auch dort der Krieg vorbei ist. Mein Leben wird ein stilleres. Es wäre jetzt vielleicht die Zeit umzukehren, aber das kann ich nicht. So bleibe ich in dem Land, was nicht meine Heimat ist, bleibe alleine, vertraue niemanden. Vergehe mich in Wort und Giftigkeit und handle jeden Moment aus meinem Schmerz heraus. Und irgendwann kommt auch für mich der Moment des Sterbens. Auf alles was ich zurückblicken kann ist Verwüstung und die vielen Menschen denen ich etwas angetan habe.
Vom Hass verzehrt
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Acrylfarbe