Verlorener König

Es heißt, dass jeder Herrscher die Stimmen trägt, die ihn leiten – manche flüstern Weisheit, andere säen Zweifel. Einst regierte der König von Utopia mit Weisheit und innerer Stärke, doch die fünf Stimmen seiner Berater – getrieben von Macht und Stolz – wurden immer lauter. Sie nährten seine Selbstbezogenheit und bestärkten ihn darin, die Schatten seiner Seele zu verdrängen. Während der König sich in seine Gemächer zurückzog und nur noch sein eigenes verzerrtes Spiegelbild suchte, übernahmen die fünf Stimmen die Kontrolle. Ihre widersprüchlichen Entscheidungen führten Utopia an den Rand des Chaos.

In dieser Zeit des Bruchs und der Leere griff die schwarze Königin ein – nicht aus Zorn, sondern aus einem tiefen Mitgefühl heraus. Sie wusste, dass der König nicht mehr sah, was er verlor. Sie ließ den schwarzen Drachen Carus, den Hüter der Schattenpforte, zu sich rufen. Mit mächtigen Schwingen trug Carus den König fort, ins Schattenreich, wo das Licht seines Egos keinen Halt finden konnte. Dort verschwand er, sein Glanz gedämpft, sein Schicksal verhüllt im Schatten. Niemand weiß, wo er sich jetzt befindet, ob er noch lebt oder was mit ihm geschehen ist.

Die Mauern Utopias wuchsen in seiner Abwesenheit weiter, errichtet von den Stimmen, die einst Diener waren und nun selbst Herrscher sein wollten. Die Mauern waren kein Stein, sondern aus Angst geformt, jede Schicht schwerer als die vorherige. Mit jeder verstreichenden Stunde verengte sich der Strom des Seelenstamms, jenes lebendige Band, das die Liebe zwischen den Welten fließen ließ.

Doch nichts in der Welt strebt nach Stillstand. Wo Liebe nicht fließen kann, sucht sie nach Wegen, um sich zu entfalten – selbst wenn der Weg Flucht bedeutet. Utopia begann, sich auszudehnen, wie ein Gefäß, das den Schmerz nicht länger halten kann. In dieser Expansion lag eine stille Warnung: Wenn das Licht des Königs nicht heimkehrt, wird das, was einst ganz war, endgültig vergehen.

Nun flüstern die Stimmen des Volkes leiser, fast flehend: „Kehr zurück, König, ehe der Strom versiegt und das Reich zerfällt.“

Verlorener König
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold