Nadelöhr des Lebens.
Eine Psychologin sagte einmal zu mir: Wenn wir eine besonders intensive und herausfordernde Zeit durchleben, folgt darauf eine Phase, in der das Leben leichter und freudvoller wird. Mittlerweile sehe ich das Leben als ein großes Lernfeld, das in ständiger Bewegung zwischen Höhen und Tiefen schwingt. Es gibt Momente, in denen ich denke, dass nichts mehr geht. Das sind für mich die „Nadelöhre des Lebens“. In diesen Momenten frage ich mich oft: Wie soll ich da nur durchkommen? Intensive Gefühle entstehen in mir, die mich manchmal überwältigen. Aber es liegt in meiner Hand, aus dem Leben ein Drama oder ein Festspiel zu machen. Wenn ich jeden Zustand bewertungsfrei annehme, öffnen sich mir auch Lösungsmomente. Rückblickend sind es oft genau diese Momente, die alles für mich verändern.
Das Leben schenkt mir immer eine bunte Palette an Erfahrungen, weil es will, dass ich das gesamte Spektrum wahrnehme. In vielen Lebensphasen hilft es mir, loszulassen – von vorgefertigten Lebensplänen, von Verbindungen, die ihre Zeit überschritten haben, und von starren Pfaden, die nur durch Willenskraft bestimmt sind. Ich lasse mich voll und ganz auf die Angst, die Verzweiflung und die Wut ein. Dabei geht es mir darum, diese Gefühle bewusst zu erleben und mit ihnen in einen inneren Dialog zu treten. Wenn ich mich darauf einlassen kann, geht es weiter – in Richtung meiner Lebensträume und Visionen.
Ein Zen-Koan bringt diese Erkenntnis für mich auf den Punkt: Ein Zen-Meister stellte seinem Schüler eine scheinbar unlösbare Aufgabe. Eine Gans war in einer Flasche aufgezogen worden und nun zu groß, um herauszukommen, ohne die Flasche zu zerbrechen oder die Gans zu verletzen. Der Schüler rang tagelang mit dem Rätsel, bis er plötzlich erkannte, dass es gar nicht um die Gans oder die Flasche ging. Er begriff, dass die Flasche seinen eigenen Verstand symbolisierte und er selbst die Gans war. Er lief zum Meister und rief begeistert: „Die Gans ist raus!“ Der Meister bestätigte: Die Erkenntnis war die Lösung – die Gans war nie wirklich eingesperrt.
Identität ist das, was du daraus machst!
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Nadelöhr des Lebens.
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Blattgold