Mitgefühl
(Gläserne Stimmen Teil 31)
Schnell verbreitet sich die Nachricht, dass die gefallenen Engel meine Familie aus dem Tempel, unserem Zuhause, entführt haben. Noch bevor mich diese Nachricht erreicht, spüre ich das aufkommende Unheil. Ich eile mit meinen Gefährten zum Palast der dunklen Herrscher um meine Frau und Kinder zu befreien.
Ohne Gegenwehr, als ob man uns erwarten würde, betreten wir den aus Stein erbauten kolossalen Palast. Alles scheint weiträumig und strebt nach oben. Im Zentrum, dem Thronsaal ankommen, erwartet uns ein schauriger Anblick. Vor uns kauern hunderte von Menschen mit ihrer Stirn Richtung Boden. Aus der Mitte des Saales erhebt sich eine mächtige Treppe, zu deren Ende die drei Herrscher thronen. Sie heißen mich willkommen, mit einem Lächeln, dass alles andere als die Sprache der Freundschaft ausdrückt. Sofort spüre ich die Gefahr, die von ihnen ausgeht.
Mir fällt es schwer meine Fassung zu bewahren. Ich bitte die Herrscher aus vollem Herzen um die Freilassung meiner Familie. Der mächtigste gefallene Engel schaut mich an, erhebt sich von seinem Thron und bewegt sich ganz langsam die Treppe herunter. Stellt sich vor mich und meinen Gefährten auf und spricht: „Du hast gesagt, dass du deine Familie über alles liebst. Ich will wissen, ob das auch so ist.“ Mit einem lauten Donnern, öffnet sich hinter dem Herrscher eine große Flügeltüre, dahinter erscheint meine Familie, gefesselt auf einer Bank. Sie schreien nach mir. Ich spüre ihr Herzklopfen, ihre Kurzatmigkeit und die Panik, die sie durchfährt. Noch nie habe ich so eine Todesangst wahrnehmen können. Meine Beine werden weich und die Angst um meine Familie rauscht durch meine ganzen Körper. Diese Energie erfüllt den gesamten Raum. Und genau diese Energie ist für die drei dunklen Herrscher feinster Nektar, von dem sie nicht genug bekommen können.
Mitgefühl
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Acrylfarbe, Blattgold, Onyx, Peridot Edelstein