Lotus
(Gläserne Stimmen Teil 13)

Ich dimme mein Licht auf Kerzenschein und betrete den formlosen Raum der Formen. Es ist die perfekte Einsamkeit, in der sich langsam neben mir ein zweites Wesen spürbar macht. Ein einsames Wesen, was ein anderes in sich aufnehmen will, weil es aus sich heraus nicht existieren kann. Der Wunsch eins zu sein ist so entartet, so verfemt, dass von einer höheren Ebene um Verständnis gebeten wird. Denn hinter all dem liegt so ein tiefer Schmerz, so eine Hoffnungslosigkeit, so eine Zersplitterung des Seins des Gesamten.

Wie ein Vampir saugt es an meiner Lebensenergie. Mit jedem Schluck nimmt es mich mehr in Besitz. Diese Dominanz vermeintlicher Liebe, fühlt sich einfach nicht richtig an. „Stopp, das ist nicht deins!“ schreie ich lauthals in den dunklen Raum. Erschrocken von meiner Präsenz lässt es von mir ab. Der blutige Nebel um mich herum lichtet sich und ein zerquetschtes Herz bleibt zurück. Ich will es begraben und mit ihm die universelle Unterdrückung.

Raus aus der Dominanz. Schenkt mir eine andere Form, Raum und Vertrauen. Es ist die bedingungslose Liebe. Ein riesiger Schutz, der mit dem physischen Körper meiner Mutter verbunden ist. Diese Liebe, diese Energie, die auf mich aufpasst, mich nie mehr verlässt. Nicht als Form, nicht als Name. Für immer in meinem Herzen blüht.

(In ewiger Liebe zu meiner Mutter)

Lotus
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Acrylfarbe, Blattgold, Bernstein Edelstein