Krieger der Einheit IV/V

Und da war es –
das Gefühl der Einheit.

All das, was er Zeit seines Lebens getrennt hatte:
Licht und Schatten,
Krieg und Frieden,
Rechts und Links,
Schwarz und Weiß –
er hatte es zerteilt,
mit seinem Schwert,
mit seinem Urteil,
mit seiner Pflicht.

Doch nun –
mit dieser Taube,
die in ihrer flüchtigen Anmut beides in sich trug –
rein und dunkel,
leicht und schwer –
erkannte er es:

Die Einheit ist,
weil sie ist.

Funktionierend.
Fliegend.
Frei.

Und in diesem Moment,
als sie davonflog,
hob sich der Krieger –
aus einem inneren Ruf,
der ihn ganz durchdrang.

Er richtete sich auf in seinem Kerker,
dessen Mauern er einst selbst errichtet hatte,
und blickte hinaus über das Land,
das er vergessen hatte:
das Land seiner Kindheit,
seiner Schlachten,
seiner Träume.

Mit jedem Atemzug
kam etwas in ihm zurück –
nicht nur draußen,
auch in ihm.

Er erkannte:
Wenn der Schleier fällt,
der trennt und richtet,
bleibt dahinter
Freiheit
und Unendlichkeit.

Er trat zur Tür.
Legte seine Hand an das alte Holz.
Ein leichter Griff –
und sie gab nach.

Denn seine Kraft war zurück.
Es war eine neue Kraft.

Er war auferstanden
wie ein Phönix,
der sich selbst verbrannt hat –
und aus seiner eigenen Asche neu entstand.

Und so trat er hinaus
in die Landschaft,
ins Licht,
in den Schatten.

Die Taube war längst nur noch ein Punkt in der Ferne –
doch ihre Botschaft blieb.

Diesmal war es kein Auftrag eines Königs.
Keine Fahne.
Kein Banner.

Diesmal kam der Ruf
aus ihm selbst.

Und so wurde ein neuer Krieger geboren –
einer, dessen Aufgabe größer war
als jede Schlacht zuvor:

Die Einheit aller Heere.
Die Versöhnung der dunkelsten Schattenkrieger
mit den lichtesten Lichtkämpfern.

Und er sah die Vision:
fliegend,
flüchtig,
nah und doch weit –
wie ein Versprechen.

Und in ihm:
Klarheit.
Ruhige Kraft.
Und ein Herz,
das beide Seiten trug
und nun führen konnte.

Denn er war
der Krieger der Einheit.

„Krieger der Einheit IV/V“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold