In der Luft zu hängen

Nicht mehr gehalten vom Alten, noch nicht getragen vom Neuen. Ein Zustand zwischen den Welten, in dem der Boden fehlt, die Richtung verschwimmt und der Verstand sich an jeden Gedanken klammert, um dem Nichts zu entgehen. Der Nebel, der diesen Schwebezustand durchzieht, ist mehr als ein Bild – er ist ein inneres Erleben: undurchsichtig, schwer, beinahe bedrohlich. Denn das Nicht-Wissen darüber, wie es weitergeht, bedeutet Kontrollverlust. Und in diesem Verlust beginnt das Denken zu galoppieren – malt Szenarien, öffnet Türen, beschwört Ängste. Doch jeder gedankliche Ausweg verstrickt sich tiefer in dem, was man zu vermeiden versucht. So beginnt sich das Schweben zu wandeln: Es wird nicht nur zum Zustand, sondern zum Spiegel – ein Spiegel dessen, was noch ungefühlt im Inneren ruht.

Wer innehält und dem Moment nicht ausweicht, betritt das unsichtbare Tor nach innen. Vielleicht liegt dort ein Kloß im Hals – ein Wort, das nie gesprochen wurde. Vielleicht tobt ein stummer Kampf hinter inneren Mauern, oder es regt sich eine Angst, die längst bereit ist, gesehen zu werden. In der Tiefe dieses Schwebezustands beginnt das Fühlen – dort, wo das Denken seine Grenze findet. Der Nebel lichtet sich nicht durch Wissen, sondern durch Nähe: durch Zuwendung zum Ungewissen, zum Drückenden, zum Unbequemen. Was eben noch als Ohnmacht erschien, offenbart sich als Schwelle. Und das Gefühl, das einst gemieden wurde, wird zum Verbündeten. Es zeigt den Ursprung, den Wendepunkt, den leisen Schmerz unter all den Gedanken. Und so beginnt Bewegung – nach innen, zur Wurzel, ins Wahrhaftige.

Dort, wo das Herz empfängt, was der Kopf nicht zu formen vermag, wächst eine neue Klarheit – leise, spürbar, echt. Ein Leuchten, das wärmt, ohne zu blenden. Ein Vertrauen, das den nächsten Schritt aus dem Inneren wachsen lässt. Das In-der-Luft-Hängen zeigt sich als Übergang – als Schwelle mit kostbarem Blick nach innen. Wer ihr begegnet, empfängt. Keine fertigen Antworten, sondern Nähe zum eigenen Wesen. Und darin liegt seine Meisterschaft.

„In der Luft zu hängen“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold