Im Tal der Leere
„Erwarte nichts – und ich gebe dir alles“, flüsterte das Herz und nahm mich bei der Hand, um mich hinabzuführen von meinem gewaltigen Berg der Erwartungen, gewachsen aus Sehnsucht, aus Suchen, aus Misserfolgen und Leid, aber auch aus dem Erkennen des tieferen Sinns. Am Gipfel, in meiner Verzweiflung, war der Weg zurück im Nebel verschwunden, und der Weg vor mir schien zu weit in den Himmel zu reichen, um ihn zu erreichen. Doch mein Herz lenkte meine Schritte bergab, und mit jedem Schritt löste sich eine Schicht von Schwere aus mir, als würde ich Tonnen von alten Bildern, Hoffnungen und Drängen ins Tal entlassen, während in mir eine leise Freude aufstieg, wie das erste Erwachen nach einem langen Schlaf.
So gelangte ich in das Tal der Leere, und es war, als träte ich in einen Raum aus Morgenlicht und Tau, barfuß über das Gras gehend, den kühlen Hauch zwischen meinen Zehen spürend, verbunden mit dem Boden, mit der Erde, mit dem Pulsschlag des Lebens. In diesem Atemzug berührte ich meinen Ursprung, hob den Blick und sah ein unendliches Panorama aus Bergen vor mir, und während mein Blick durch diese Weite glitt, wuchs auch ich, weit und still wie sie.
Und dort, in dieser Weite, erfüllte sich mein größter Wunsch – frei zu sein – und aus dieser Freiheit strömte eine Freude, so rein und natürlich, als käme sie direkt aus der Quelle meines Herzens, jene Freude, die ich immer ersehnt hatte. In diesem Tal gab es nur den Atem, den Augenblick, das Sein, und ich war eins mit mir, eins mit der Erde, eins mit dem großen, stillen Ganzen.

„Im Tal der Leere“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold