Dunkel im Licht

Der Gehörnte blickt über seine Schulter. Er kratzt mit seinen scharfen Krallen langsam an der mit Adern untersetzten Wand. Immer tiefer in das Fleisch, bis das Blut in Strömen fließt.

Sein Blick verrät mir, dass er schon lange auf mich wartet.

Er spricht: „du hast mich voller Missachtung in den Keller gesperrt!“

Deinen Schmerz, deine Angst, die ich in mir trage, gab ich dir einst zum Schutze. Und doch willst du mich nicht sehen. Warum glaubst du an Heilung, wenn du nur nach der Krone greifst.

Ich bin der dunkle Teil in dir, dein Schatten, deine Wurzel, die zu dir gehört, wie die Nacht zum Tag. Auch ich bin ein Stück deiner Heimat.

Verdammt nochmal, ich will auch geliebt werden!

Du willst Heilung?
Dann trete da ein, wo der Schmerz am Größten ist.

(In Gedenken an eine liebe Freundin.)

Dunkel im Licht
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Acrylfarbe, Bernstein