Bis an unser Ende

Es war einer jener Träume, die nicht durch Bilder, sondern durch ein Gefühl sprechen – ein Gefühl, das nicht vergeht, sondern sanft über die Schwelle des Schlafes tritt. Ich erwachte mit einem stillen Schmunzeln, wissend, dass mir etwas Kostbares begegnet war. In jenem Traum kniete ich am Bett meiner Liebe. Wir waren alt geworden, hatten ein gemeinsames Leben gelebt, durchschritten, getragen. Und nun standen wir an der Schwelle des Abschieds – nicht mit Angst, sondern in einer Ruhe, die nur denen zuteilwird, die einander nie verloren haben. Zwischen uns herrschte eine Stille, die mehr sagte als jedes Wort – eine Stille, durchzogen von einer alles umfassenden Dankbarkeit.

Es war jene Dankbarkeit, die sich einstellt, wenn man auf ein Leben zurückblickt, das getragen wurde von Liebe, Verbundenheit und dem Willen, immer wieder zueinander zu finden – trotz allem, durch alles hindurch. Nicht das Leichte war es, das zählte, sondern das, was geblieben ist: das Vertrauen, das Wachsen, das Erinnern an das Ursprüngliche, an jenes erste Aufeinandertreffen, dessen Reinheit nie ganz verloren ging. Die Jahre legen sich wie Staub über das Herz, doch wer gelernt hat, diesen Staub mit Würde abzuwischen, wer das Wesen des anderen immer wieder neu erkennt, der bewahrt sich das Wesentliche – die stille Nähe zweier Seelen, die nicht müde werden, sich einander zuzuneigen.

Und so wurde dieser Traum zur Essenz – ein inneres Wissen darüber, was wirklich zählt. Eine Vision, die mich erinnerte, wohin mein Weg führen darf: zu einem Leben in Dankbarkeit, getragen von gelebter Liebe, ausgerichtet auf das Miteinander. Nichts ist selbstverständlich. Wir begegnen dem Leben so, wie wir es fühlen – in Liebe, in Zweifel, in Angst – und ebenso formt es sich für uns. Und vielleicht, wenn wir wach und mit offenem Herzen bleiben, erreichen wir diesen Punkt, an dem am Ende nicht das Erreichte zählt, sondern das Gefühl, das geblieben ist. Für mich war es die grenzenlose Dankbarkeit – als Leitstern, als Verheißung, als stille Krone eines gelebten Lebens.

(Für meine Frau – die Liebe meines Lebens)

„Bis an unser Ende“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold