Fragil III/V – Beben
Die Disco füllt sich, Räume verschmelzen zu einem Strom aus Licht und Schatten. Mit jedem Schritt in die grellen Lichter der Toiletten wanke ich zwischen zwei Welten. Meine Schultern breit, mein Blick scharf – ein stiller Ruf, der verkündet: Wer mir in die Quere kommt, wird bereuen. Die Menge spürt es, mein inneres Beben, den Sturm, der unter der Oberfläche tobt. Sie weichen, bilden Schneisen, als ob sie ahnen, was sich in mir regt.
Dann der Bruch. Ein plötzlicher Blitz durchzuckt mein Geist, ein Riss, der alle Kontrolle zerreißt. Meine Faust trifft die Wand, ein Schrei bricht hervor, roh, hasserfüllt, geboren aus den Tiefen meiner Seele. Es ist zu spät – der Ausbruch ist da. Ich muss weg, raus, fort von den Menschen, bevor die Bestie in mir vollständig erwacht.
Die Massen drücken, die Musik donnert, der Raum erstickt mich. Ich dränge mich durch enge Gänge, der Ausgang wird zum Ziel. Keine Zeit für Jacken oder Garderoben. Mein dunkler Begleiter – mein Dämon – hat die Tür schon weit aufgestoßen. Endlich finde ich einen Hinterausgang und stolpere ins Freie. Kalte Nachtluft schlägt mir entgegen, beißt sich in meine Haut, und für einen Moment halte ich inne. Orientierungslos. Der Parkplatz? Ein Umweg? Egal. Ich wähle die Dunkelheit.
Ich atme tief durch, spüre die klirrende Kälte in meiner Brust, doch sie bringt keine Ruhe. Mit jedem Schritt hoffe ich, dem Chaos zu entkommen, zurück in einen Hafen der Klarheit. Ich wanke, taumle, stütze mich an einer Motorhaube ab und hinterlasse zum Dank die Abdrücke meiner Ringe im Lack – getragen von Händen, die sich wie Klauen in der kreischenden Zerstörung verkrallen und doch keinen Halt finden. Ich lehne mich zurück, und es wird finster. Mein Blackout holt mich ein, und mein gefürchteter Gefährte übernimmt die Führung. Mit dem nächsten Atemzug bin ich fort – verloren wie in einem tiefen Traum ohne Bilder, ohne Kontrolle, ohne Ziel.

„Fragil III/V – Beben“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold