Suchtdruck V/XV

Und doch – da war sie. Eine Stimme. Von Anfang an war sie da gewesen. Leise. Zart. Und beständig. Sie sagte: Irgendwann wirst du aussteigen. Irgendwann wirst du dich ernüchtern. Irgendwann wirst du aufbrechen – auf eine Reise, die größer ist als alle Trips zuvor. Die Reise zu dir selbst. Und ich wusste: Ich weiß nicht, wer ich bin. Nicht ohne das Rauschen. Nicht ohne die Masken, ohne das Schauspiel, ohne die chemische Geborgenheit. Wer ist der Mensch hinter den Exzessen? Wer ist der, der weint, wenn keiner hinsieht?

Und so begann der erste Schritt. Nicht der große Wurf. Keine plötzliche Heilung. Sondern ein Versuch, eine Schneise zu schlagen. Ich entschied mich, eine Droge wegzunehmen – nicht alle. Nur eine. Die Zigarette. Und wer glaubt, das sei ein Kinderspiel, der hat keine Ahnung, was es bedeutet, gegen ein in Jahrzehnten verschaltetes Nervensystem anzutreten. Mein Gehirn war ein Stromnetz mit ausgebauten Autobahnen für Suchtimpulse. Mein Ego: ein Verteidiger des Alten. Und ich? Ich stolperte. Immer wieder. Drei Tage. Dann fünf. Dann ein Rückfall. Drei Wochen. Dann wieder eine. Es fühlte sich unmöglich an.

„Suchtdruck V/XV“
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold