Pole des Seins
In der Natur des Universums liegt eine ewige Sehnsucht nach Ausdehnung. Es ist das Streben nach Wachstum, nach Transformation und nach dem Erblühen neuer Kräfte. Diese Energie, die das Leben gebiert, ist wie ein Atemzug, der die Unendlichkeit selbst erfüllt.
Doch der Atemzug der Schöpfung wäre unvollständig ohne sein Gegenstück: die Kraft des Zusammenziehens. Sie ist die Energie der Verdichtung, der Rückkehr ins Zentrum, wie ein schwarzes Loch, das alles in die Tiefe seiner Mysterien zieht.
Diese beiden Kräfte – die expansive und die kontraktive – sind die Pole allen Seins. Sie scheinen Gegensätze zu sein, und doch sind sie miteinander verwoben wie die Unendlichkeit selbst. Einst, in den frühen Pulsschlägen des Kosmos, waren sie eins – ein einziges Herz, das in vollkommener Harmonie schlug.
Doch die Einheit konnte nicht bestehen, denn das Wesen des Seins ist die Teilung, die Trennung, um zu erkennen, zu erfahren und letztlich zurückzukehren. So teilte sich das ursprüngliche Herz in zwei: in ein leuchtendes Herz des Lichts und ein tiefes, verborgenes Herz der Dunkelheit.
Was einst eins war, zerfiel in die Pole des Lichts und der Schatten – nicht als Feinde, sondern als Spiegel einander. In der Dunkelheit liegt das Echo des Lichts, und im Licht flüstert der Schatten. Beide tragen die Erinnerung an die Einheit in sich – einen leisen, unsterblichen Ruf, der durch die Räume zwischen den Sternen hallt: Alles, was getrennt ist, sehnt sich danach, wieder eins zu sein.
Pole des Seins
Handgeschöpftes Büttenpapier 21,5 x 21,5 cm,
Bleistift, Tusche-Fineliner, Aquarellstift, Blattgold